9 Dinge die du über die Blende wissen solltest, um deine Fotos besser zu gestalten
Hallo erstmal, schön dass du da bist!
Die Blende ist ein Stilmittel, mit der du dein Foto gestalten, und dein Motiv in den Vordergrund heben kannst.
Ich bemühe mich, dieses eher trockene Thema unterhaltsam zu gestalten, und dir die Grundlagen verständlich zu erklären. In wie weit mir das gelingen wird, musst du beurteilen 🙂 Positive sowie konstruktive Rückmeldungen sind gerne willkommen! Schreibe dazu bitte einfach deine Meinung in die Kommentare oder auf meine Fotomomente-Facebookseite.
Nun wie versprochen: 9 Dinge die du über die Blende wissen solltest, um deine Fotos besser zu gestalten
Viel Spaß!
Was ist die Blende?
Auf Wikipedia wird die Blende bereits sehr gut erklärt:
“Die Blende ist eine (normalerweise mechanische) Vorrichtung an Kameras, mit deren Hilfe der Lichtdurchlass durch das optische System (Objektiv) verändert werden kann. Sie ist meist als Lamellenblende (auch Irisblende genannt) ausgeführt, bei der sich kreisförmig angeordnete Lamellen-Bleche so ineinander verschieben, dass der Lichtdurchlass enger oder weiter und so das einfallende Lichtbündel kleiner oder größer wird.”
Ich gehe nun von meinem Canon Equipment aus. Es kann und wird vermutlich sein, dass es bei deiner Marke abweicht.
Im Objektiv gibt es kleine Lamellen-Bleche. Diese sind kreisförmig angeordnet. Wenn das Objektiv nun von der Kamera die Blendeneinstellung bekommt, verschieben sich diese Lamellen-Bleche ineinander. Dadurch wird der Lichtkanal im Objektiv kleiner, und es kommt weniger Licht bei der Kamera an.
Damit du es dir besser vorstellen kannst, habe ich für dich zwei unterschiedlichen Blendeneinstellungen fotografiert.
Was ist die Blendenzahl ?
Nun wird es leider sehr trocken und theoretisch. Wenn du es für dich abkürzen möchtest, merke dir einfach den fett gedruckten Satz und überspringe den Rest bis zur nächsten Überschrift.
Die Blendenzahl ist ebenfalls sehr schön und knackig auf Wikipedia erklärt:
Die Blendenzahl, auch Öffnungszahl eines Kameraobjektivs ist das Verhältnis der Brennweite zum Durchmesser der wirksamen Eintrittspupille:
k = f/D
Folgende zwei Aussagen leite ich aus dieser Formel ab:
Wenn die Brennweite f konstant ist, dann wird bei einem kleinerem Durchmesser D (Blendenöffnung) die Blendenzahl größer.
Wenn die Brennweite f konstant ist, dann wird bei einem größerem Durchmesser D (Blendenöffnung) die Blendenzahl kleiner.
Somit ergibt sich:
“Eine kleine Blendenzahl bedeutet eine große Blendenöffnung und eine große Blendenzahl bedeutet eine kleine Blendenöffnung.”
Je kleiner die Blendenzahl, umgangssprachlich auch Blende genannt, desto größer ist die Lichtmenge die durch das Objektiv passt.
Welche Blendenwerte ein Objektiv unterstützt, hängt vom jeweiligen Objektiv und seiner Bauweise ab. Je kleiner die Blende, also die Blendenzahl, desto lichtstärker ist ein Objektiv. Auf meinem Objektiv Canon 50mm 1.8 STM kann ich folgende Blenden zwischen f 1.8 und f 22 einstellen: 1.8, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16 und 22.
Wie wird die Blendenzahl angegeben?
Auf dem Objektiv wird nicht direkt die Blendenzahl angegeben, sondern die Blendenöffnung. Diese entspricht dem Kehrwert der Blendenzahl, als dem Verhältnis von Durchmesser / Brennweite. Es gibt unterschiedliche Schreibweisen, diese ändern sich je nach Hersteller. Den Ausdruck findest du beispielsweise als Verhältnis oder als Bruch. Die Brennweite wird hierbei oft mit 1 gleichgesetzt. Oft wird auch die Abkürzung f des englischen Ausdruck focal length verwendet.
Es ergeben sich für eine Blendenöffnung mit 1/8 der Brennweite folgende Schreibweisen: 1:8, f:8, 1/8, f/8 oder auch kurz F8.
Was bewirkt die Blendeneinstellung?
Die Einstellung der Blende hat zwei direkte Auswirkungen. Die Einstellung wirkt sich einerseits auf die Schärfentiefe und andererseits auf die Belichtungszeit aus.
Einfluss auf die Schärfentiefe
Je kleiner die eingestellte Blendenzahl, desto größer die Öffnung und desto kleiner die Schärfentiefe. Mit der Schärfentiefe kannst du deine Bilder sehr gut gestalten, wenn du beispielsweise dein Motiv Scharf in den Vordergrund stellen willst, und der Hintergrund unscharf werden soll. Wenn du alles durchgehend scharf dargestellt haben möchtest, musst du die Blende weiter schließen, also einen größeren Blendenwert auf der Kamera einstellen. Damit du viele Freiheiten zur Gestaltung hast, sollte dein Objektiv die Blende möglichst weit öffnen können. Ich habe beispielsweise das Canon EF 50mm 1.8 mit einem Blendenwert von 1.8. Es gibt auch eine 1.4er und eine 1.2er Ausführung, allerdings sind diese recht teuer und für mich nicht leistbar.
Hier habe ich zwei Merksätze für dich
Je größer die Blendenzahl ist, desto größer ist die Schärfentiefe (denn desto kleiner ist die Blendenöffnung).
Je kleiner die Blendenzahl ist, desto kleiner ist die Schärfentiefe (denn desto größer ist die Blendenöffnung).
Um dir zu zeigen, was diese Sätze nun bedeuten, hab habe ich mein Model Gosig Mus bemüht.
Einfluss auf die Belichtungszeit
Vielleicht denkst du dir nun, wie soll sich die Blendenöffnung nun auf die Belichtung auswirken? Eine kleine Blendenöffnung (=große Blendenzahl) lässt leider weniger Licht durch das Objektiv, als eine größere Blendenöffnung. Das Objektiv lässt bei einem Blendenwert f2.8 viermal so viel Licht durch wie bei einem Blendenwert von f5.6. Das bedeutet für dich, dass bei konstanter Belichtungszeit und bei konstantem ISO das Bild automatisch dunkler wird, wenn die Blendenöffnung kleiner wird.
Auch hier habe ich zwei Merksätze für dich:
Je größer die Blendenzahl ist, desto länger ist die benötigte Belichtungszeit (denn desto kleiner ist die Blendenöffnung).
Je kleiner die Blendenzahl ist, desto kürzer ist die benötigte Belichtungszeit (denn desto größer ist die Blendenöffnung).
Um dir zu zeigen, was diese Sätze nun bedeuten, hab habe ich mein Model Gosig Mus bemüht. Ich habe meine Kamera in den manuellen Modus gestellt und die Belichtungszeit sowie den ISO – Wert vorgegeben. Somit sind diese beiden Faktoren konstant.
Was ist die Offenblende?
Ich habe ganz am Anfang meiner Fotokarriere öfter den Begriff Offenblende oder offenblendig in Foren gelesen. Deshalb möchte ich auch auf diesen Begriff hier eingehen.
Die Offenblende bezeichnet die größtmögliche Blendenöffnung eines Objektivs. Diese hängt von der Bauweise des jeweiligen Objektivs ab. Die Offenblende des Objektivs wird am Objektiv angegeben.
Zum Verständnis habe ich folgende drei Beispiele für dich:
Canon EF 50mm 1.8 STM
Meine 50mm Festbrennweite hat eine Offenblende von F1.8.
Festbrennweite bedeutet, dass ich am Objektiv nicht Zoomen kann.
Canon EF 70-200mm 1:4L USM
Mein Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 70 – 200mm hat eine durchgängige Offenblende von F4. Durchgängig bedeutet, dass sowohl bei 70mm, sowie auch bei 200mm mit F4 fotografiert werden kann.
Canon EF-S 18-55mm 1:3,5 – 5,6 III
Mein Kit-Objektiv, welches bei meiner Canon dabei war und eine Offenblende von F3,5. Diesen Wert schafft das Objektiv allerdings nur bei einer Brennweite von 18mm. Bei der maximalen Brennweite von 55mm bietet es nur mehr eine Offenblende von F5,6.
Nochmals zur Erinnerung:
Je kleiner die Blendenzahl ist, desto kleiner ist die Schärfentiefe
Also je kleiner die angegebene Blendenzahl ist, desto mehr kannst du dich mit der Schärfentiefe spielen und deine Fotos gestalten.
Wie kannst du die Blende auf der Kamera einstellen?
Im Automatik-Modus, sowie bei den Motiv-Programmen stellt deine Kamera die Blende automatisch ein.
Beeinflussen kannst du die Blende in den Modi Programmautomatik, Blendenvorwahl (oder Zeitautomatik) und im Modus Manuell.
Zum Probieren eignet sich meiner Meinung nach die Blendenvorwahl am besten, da die Kamera hier die Belichtungszeit automatisch anpasst und du dich voll auf die Blende, die Bildkomposition und die Schärfentiefe konzentrieren kannst. Dieser Modus wird Blendenvorwahl oder Zeitautomatik genannt und ist bei Canon Kameras als “Av” gekennzeichnet.
Vorsicht, du musst die Belichtungszeit immer im Auge haben.
Wenn es dunkler ist, und du dich mit Blende f22 rumspielst, wirst du relativ schnell nur mehr schwarze Flächen anstatt schöner Fotos haben. Zumindest starke Verwackelungen werden dabei sein 🙂
Warum sieht mein Foto anders aus, als im Sucher?
Wieder kann ich hier nur von Canon, und im Speziellen nur von meiner 600D sprechen. Im optischen Sucher merkst du deine Blendeneinstellung überhaupt nicht. Die Kamera versucht ein möglichst helles Bild zu liefern, weshalb das Objektiv auf die Offenblende, also auf die größtmögliche Blendenöffnung eingestellt wird. Dadurch ist das Bild im Sucher heller und das Fokussieren einfacher. Die eingestellte Blende wird bei modernen Kameras nur während der Aufnahme verwendet.
Wenn du dich aber nun mit der Schärfentiefe spielen möchtest, ist das etwas unvorteilhaft. Ein Weg wäre, das Foto zu schießen, und dann das fertige Foto auf dem Kameradisplay zu beurteilen. Alternativ könntest du dein Motiv direkt über das Display, im so genannten Liveview-Modus ansehen. In diesem Modus wird die Blende berücksichtigt, und so die tatsächliche Schärfentiefe sowie die Helligkeit des Bildes korrekt wieder gegeben. Es gibt aber auch für den optischen Sucher noch eine Möglichkeit. Die Kamerahersteller haben eine zusätzliche Taste, die Abblendtaste eingebaut.
Was bewirkt die Abblendtaste?
Die Abblendtaste befindet sich bei Canon am Gehäuse in der Nähe des Objektivs. Durch Druck auf die Abblendtaste wird die eingestellte Blende aktiviert. Durch die Aktivierung wird das Bild im Sucher so dargestellt, wie es anschließend am fertigen Foto aussehen würde. Somit kannst du mit der Abblendtaste bereits die Schärfentiefe und die Helligkeit vorab prüfen und Korrekturen durchführen.
Wie stelle ich die optimale Blende ein?
Hier kann ich dir leider keine pauschale Erklärung geben. Dafür gibt es leider zu viele Faktoren. Ich möchte dir aber hier mitteilen, wann ich welchen Blendenbereich verwende.
Offenblende (f1.8)
Die Offenblende verwende ich, wenn ich die geringste Schärfentiefe haben möchte. Damit kann ich Kleinigkeiten in Szene setzen, da der Rest im Bild recht schnell unscharf wird. Diese Blende verwende ich auch, wenn die Lichtbedingungen sehr schlecht sind, und ich noch freihändig, also ohne Stativ fotografieren möchte. Ein Nachteil der bei Offenblende auftritt ist, dass Fehler und Schwächen vom Objektiv hier am deutlichsten zu sehen sind.
Offene Blende (f2.8 – f 5.6)
Diese Einstellung verwende ich recht gerne für meine Motive. Personen sind so durchgehend scharf abgebildet und der Hintergrund ist immer noch recht unscharf. Hängt aber auch immer von der Distanz zum Motiv ab und wieviel Schärfentiefe gewünscht ist.
Geschlossenere Blende (f6.3 – f11)
Diese Einstellung verwende ich gerne für Landschaften, um eine durchgehende Schärfe zu haben. Ein alter Spruch der hier auch nicht fehlen darf ist:
“Wenn die Sonne lacht, nimm Blende 8”
Weiter geschlossene Blende (f11 – f16)
Diese Einstellung verwende ich gerne um Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergänge zu fotografieren. Du erzielst dadurch eine große Schärfentiefe und verminderst interne Reflexionen im Objektiv.
Welche Fehler solltest du vermeiden?
- Die Offenblende solltest du meiden, wenn du sehr scharfe Fotos möchtest. Viele Objektive haben 1-2 Blendenstufen unter der Offenblende eine bessere Abbildungsleistung. Das hängt allerdings vom Objektiv ab und es gibt entsprechende Diagramme im Internet zu finden.
- Meiden solltest du auch sehr kleine Blenden z.B. f22, da hier die Beugungsunschärfe verstärkt auftritt.
- Wenn du im Modus Blendenvorwahl fotografierst, behalte die Verschlusszeit im Auge. Es kann passieren, dass du bei sehr kleinen Blenden ein Stativ benötigst.
- Du solltest mit der Abblendtaste oder dem Display das erstellte Foto kontrollieren, ob die die Schärfentiefe und Helligkeit passt.
Darum bitte ich dich nun!
Da wir nun am Ende dieses Artikels sind, bitte ich dich um folgende zwei Dinge:
- Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann TEILE ihn bitte mit deinen Freunden.
- Nimm deine Kamera, stelle sie in den Modus Blendenvorwahl, und spiele dich mit der Schärfentiefe. Deine Erfolge postest du dann bitte auf meiner Fotomomente-Facebookseite. Ich freue mich schon auf dein Foto!
Viel Erfolg und bis zum nächsten Mal!
Gerald
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